Burstkopf und Feuerstätterkopf von Balderschwang

„Feuerstätterkopf? Nie gehört! […] Voralpentour mit rassigem Gipfelhang.“ (Seibert, Skiführer Allgäuer Alpen)

 

Das Warten – ein Kreislauf.

Und so ist es, das Warten: man verbringt offenbar Zeit, tut etwas scheinbar vordergründig. Und bereut das Warten. Und wartet (trotzdem).

Dennoch: das Warten findet mehrmals täglich seinen Ausdruck an der Tastatur. Suchschlitz: Wetter Winter Prognose 2014.

Was kann man da alles lesen:

Beim Major-Warming erwärmt sich die Stratosphäre um fünfzig Grad Celsius. Das führt zu einem Polarwirbelsplit. Amerikanisches simuliert gegen europäisches Wettermodell. Langfristenmodell zu warm. Blockadehoch. Einundfünfzig zu zwanzig Prozent Wahrscheinlichkeit.

Seit acht Wochen. Mehrmals täglich.

Da stellt sich plötzlich Torschusspanik ein, wenn der Winter zur Hälfte vorbei und immer wieder verschoben ist die erste Tour. Weil zu wenig Schnee und keine Sonne und kein Wochenende. Dann kann man plötzlich nicht mehr verschieben, weil die Angst: womöglich gar nicht mehr in dieser Saison…

Hals über Kopf also. Vor vier Tagen geschneit, dazu ein Samstag Sonne und zehn Grad plus. Die nächste Warmphase ist schon wieder prophezeit, siehe Warten und Suchschlitz. Warten und Torschusspanik – da darf man nicht wählerisch sein.

Die Metapher soll die Winterhoffnung beleben: das Sibirien des Allgäus, das Balderschwanger Tal. Am zeitigen Morgen, weit vor den zehn Grad plus, sind die Südhänge Sibiriens schon gefleckt wie eine herbstgrasbraun-weiß-gesprenkelte Almkuh. Auch hier stapfen schon die ersten verzweifelten Enthusiasten. Auf Gras kann man auch Ski fahren, aber schlecht bremsen, belehrt man uns.

Aber wir sollen für unsere Panik belohnt werden, was nur fair ist, wie ich finde.

Nordaufstieg, Oberflächenreif. Und gar so wenig Spuren. Im Osthang des Burstkopfs. Der Traum darf noch nicht vorbei sein und die Klügere gibt nach: Feuerstätterkopf.

An Risikomanagement denkt gerade niemand mehr. Sektor Nord und 35°, wie soll man denken, wenn der Schnee so flockig leicht den Hang bekleidet? Wenn man an den Spuren der wenigen Vorgänger vorbei den Pulverhang hinunterpinselt?

Dann faul in der warmen Sommersonne vor der Alpe hängen und sich in der zähen Mittagspappe über ein paar schattig-kalte Kürvchen zurück nach dem Sibirien schieben.

Auch kaum, dass der Belag getrocknet ist, geht die Geschichte von vorn los.

Wir warten.