Was man als angehender Besitzer (und Nutzer) eines Splitboards unbedingt vorab wissen möchte
Das Splitboarden ist spätestens seit letztem Jahr schwer im Kommen – zumindest, wenn man als Maßstab nimmt, wie viele Onlinehändler seit dem letzten Jahr Splitboards in ihrem Sortiment führen und wie viele Hersteller Splitboards inzwischen produzieren. Geradezu überschwemmt wird der Markt mit neuen gespaltenen Brettern („Split-Boards“), Bindungen, Bindungssystemen, Schuhen, Mützen, Hosen, Rucksäcken und was weiß ich noch, was Frau und Mann alles benötigen sollen. Dabei wollten sie doch nur auf Tour gehen und genüsslich ein bisschen durch den Schnee hinabsurfen… Wobei – ich habe gerade ein bisschen geflunkert… Aber wetten, in den nächsten zwei Jahren gibt es spezielle Rucksäcke und Bekleidungen für Splitboarder? Alles, womit man Geld scheffeln kann, wird erfunden.
Bedenke bei allem, was du kaufst, folgendes: du befindest dich auf einem sich erst entwickelnden Marktsegment. Die Hersteller testen gerade an ihren Käufern aus, was wie funktioniert und was nicht. Wenig scheint mir wirklich ausgereift, alles aber garantiert überteuert (dafür, dass man quasi als Produkttester agiert). Wenn man das aktuell beste System haben will, muss man jedes Jahr von neuem in die Taschen greifen und mindestens einen Tausendeuroschein hervorzaubern. Aber du mit deinem gutbezahlten Vollzeitjob und deinem Enthusiasmus für eine aufstrebende Sportart steckst das bestimmt locker weg…
Nun gut – nach dieser nicht weiter auszuführenden Kritik folgt ein kleiner persönlicher Einblick in die Freuden, aber auch die nicht zu unterschätzenden Leiden des Splitboardens, die ich mit meiner Ausrüstung bisher erlebt habe. Und ich bin mir sicher: besonders die Liste der Leiden ist nicht vollständig und kann bestimmt noch ergänzt werden ;-). Und damit du erkennst, auf welche Ausrüstungsgegenstände sich meine manchmal negativen Erfahrungen beziehen, habe ich sie gleich fett getagt.
Splitboard – what the fuck is that?
A) Das Schöne (das, was die Verkäufer einem erzählen)
Will man mit einem Snowboard auf Tour gehen, gab es früher nur zwei Möglichkeiten: im Aufstieg Schneeschuhe oder Kurzskier an den Füßen, das Snowboard auf dem Rücken; in der Abfahrt das Snowboard an den Füßen, die Schneeschuhe oder Kurzskier auf dem Rücken. Ein Geschleppe jedenfalls. Und versprochen: ein Board auf dem Rücken bleibt wirklich an jedem Lärchen-Ast im Zustieg hängen – da freuen sich die Kumpels, die hinter einem laufen und abwechselnd eine Ladung Schnee ins Gesicht (die sanfte Variante) oder einen Besen Holz an den Kopf bekommen (die derbe Variante). Manchmal zieht es aber auch einen selbst ruppig talwärts, wenn nämlich der Ast zu stark oder der Gegenwind zu groß ist.
Die Frage, die es zu beantworten galt, lautete also: Kann man mit einem Snowboard nicht auch aufsteigen? Dann hätte man nur ein Gerät und dazu dieses auch nur an den Füßen. Das Splitboard war erfunden. Ein Snowboard, das in der Mitte auseinandergesägt wurde. Die beiden Hälften sind je von einer umlaufenden Stahlkante umgeben wie bei einem Tourenski. Felle kann man unten dran kleben wie bei einem Tourenski. Der Aufstieg erfolgt also wie mit Tourenski. Und oben ein paar Handgriffe und talabwärts geht’s wie auf einem Snowboard. Gibt es etwas Perfekteres für Freunde des Boardens? Und dann die tolle Winterlandschaft ohne Lifte – naja, es muss ja einen Grund geben, warum das Skitouren gerade auch so boomt.
B) Die (nicht ungetrübt schöne) Realität
Vorweg die gute Nachricht. Man kann ein Splitboard tatsächlich so benutzen, wie es angedacht ist. Also mit Ski-Modus hoch, im Snowboard-Modus runter. Doch: wenn du ein Splitboarder werden willst, musst du Snowboarden abgöttisch lieben und am besten nicht Ski fahren können (weil dann die Gefahr besteht, dass du nach ein paar Versuchen dein Splitboard in den Tiefen deines Kellers versenkst und doch wieder zu den Tourenskiern greifst – schade um die nicht unerhebliche Investition).
B 1) Der Aufstieg
B 1.1) Die Felle
Der Aufstieg beginnt mit dem Auffellen. Dazu werden die Felle auf die Splitboardhälften geklebt (Ski-Modus). Die Felle ermöglichen es, in die eine Richtung zu gleiten, während sie in die Gegenrichtung bremsen. Geübte Klassik-Langläufer werden ihre Freunde haben. Vorbei die lästigen Fragen, welche Temperatur der Schnee heute hat und ob man wachst oder klistert. Für meine gigantische Brettlänge von 181 Zentimetern gab es damals nur Colltex-Klebe-Felle CT40 mit einer maximalen Länge von 160 Zentimeter. Richtig – da fehlen ein paar Zentimeter, um den Ski vollständig abzudecken. Diese Felle besitzen nur einen Bügel, mit dem das Brett vorn in den Ski gehängt wird. Meine Felle waren schon zugeschnitten. Musst du sie selber zuschneiden, so achte darauf, dass die Stahlkanten der Ski fellfrei sind (nur für den Fall, dass die Kanten doch eine Bedeutung haben sollten – siehe unten).
Vor dem Auffellen solltest du den Ski trocken reiben. Die Felle sollten möglichst warm sein (ich lasse sie nie im Auto über Nacht liegen), dann kleben sie besser. Aber nicht, dass du sie vorher in den Ofen legst ;-)… Achte peinlichst darauf, dass das Fell sauber komplett auf dem Ski klebt – also ohne Luftfalten oder abstehende Ecken. Mir ist es nur einmal passiert, dass ich etwas zu schlampig die Felle aufgezogen habe – eine der beiden kleinen Ecken hinten am Fell habe ich nicht richtig fest gedrückt. Ab und zu rutscht du vielleicht doch mal nach hinten oder rangierst zum Fotografieren hin und her, dann biegt sich die nicht richtig aufgeklebte Kante hinten um, Schnee kommt dran und das Fell klebt an dieser Stelle nicht mehr. Aus der Kante wird dann ein Stück, das Stück pflanzt sich weiter nach vorn und aus dem Stück wird nach einer Weile das ganze Fell, was du dann am Bügel zwar noch mit dir mitschleifst, kleben will es aber nicht mehr und du rutscht nur noch nach hinten. Das eine Mal, wo mir das passiert ist, war ich dann glücklicherweise schon am Gipfel und musste nur die letzten Meter laufen. Wenn dir das früher passiert, kannst du entweder gleich abfahren oder hoffen, dass die Energie der Sonne die Klebeflächen deiner Felle ganz schnell trocknet. Dann kleben sie auch wieder. Achte also besser gleich am Beginn der Tour darauf, dass das Fell überall gut auf dem Ski klebt, besonders hinten die Ecken und das Fellstück hinter dem Einhängebügel! Falls der Kleber gar nicht mehr will: für die CT40 gibt es einen speziellen Kleber. Nach mehreren E-Mails habe ich ein kleines Fläschchen dieses CT40-Spezialklebers ergattern können – übrigens eines der beiden letzten in Deutschland verfügbaren! Das nenne ich Glück (für mich) und (Achtung Ironie): Steigerung der Kundenzufriedenheit. Aber wir haben ja schon 1989 gelernt: es gibt nichts, was es nicht gibt (haha).
Inzwischen habe ich mir übrigens angewöhnt, besonders bei Neuschnee das hintere Ende der Felle mit Panzertape zu fixieren. Hält perfekt und lässt sich rückstandslos vor der Abfahrt entfernen. Wenn du also wissen willst, mit was du dich auf Tour noch belasten kannst: eine Rolle Panzertape.
Mittlerweile gibt es auch Klebespannfelle für die Splitboardhälften – also das, was bei Tourenskier lange Standard ist. Dabei kann man das Fell auch hinten befestigen (nicht nur vorn wie bei meinen Colltex-Fellen). Da hast du eine Art „Reservesicherung“, falls die Kumpels beim Start auf dem Parkplatz zur Eile getrieben haben und du doch nicht so penibel alle Luftbläschen ausgerieben hast. Wenn also möglich, kaufe dir ein paar Felle, die vorn und hinten einen Befestigungsbügel haben.
Hast du eine Tour, wo du mehrmals Auffellen musst, stecke dir die Felle bei der Abfahrt unter die Jacke. Da bleiben sie schön warm und kleben dann gleich wieder gut. Falls du deine Felle schon eine Weile hast und es manchmal beim Vorwärtsschieben des Skis stockt, schau dir mal dein Fell an: klebt daran ein Batzen Schnee, ist es Zeit für Fell-Imprägnierspray. Danach stollen (so nennt man das) sie nicht mehr. Manche benutzen auch statt dem Spray Wachs – damit habe ich aber noch keine Erfahrung gemacht (weil die Angst davor, dass die Felle zwar besser nach vorn gleiten, dafür aber schlechter nach hinten bremsen, überwiegt bei mir – klassisches Klassik-Langlauf-Steigwachs-Trauma).
B 1.2) Die Ski, die Bindung, die Schuhe
Für den Skimodus wird das Brett auseinandergenommen, ein paar Verbindungen gedreht und die Softbootbindung auf eine auf dem Ski geschraubte Halterung mit einem Metallstift befestigt. Da gibt es aber mittlerweile auch andere Systeme als mein Voilé Universal Splitboard Interface.
Immer wieder werde ich von Skifahrern gefragt, wie die „Dinger“ denn so im Aufstieg sind. Ehrlich muss man sagen: sie sehen zwar aus wie Ski, verhalten sich aber nicht so. Wenn auf einer Skala von 1 bis 10 Tourenski im Aufstieg eine 10 haben, der Aufstieg zu Fuß eine 1 und Schneeschuhe eine 4, dann würde ich den Splitboard-Skiern eine 5 bis 6 vergeben. Warum?
- Im Neuschnee ohne Spuren, wo du als erster den Aufstieg spurst, sind die Teile super. Aber mal ehrlich – dieser Tag ist für so einen Nullachtfünfzehn-Splitboarder wie mich vielleicht einmal in zehn Jahren.
- Ist im Neuschnee eine Ski-Spur vorhanden, die du nutzt, ist es für dich trotzdem anstrengender als für jemanden mit Skier. Denn deine beiden Skier sind deutlich breiter als jeder Tourenski, damit reicht die Breite der bestehenden Spur für dich noch nicht aus, also musst du sie verbreitern, wobei du mit jedem Schritt etwas Schnee vom Rand der Spur wegschieben musst. Das ist noch nicht wie selber spuren, aber trotzdem anstrengend. In einer bereits bestehenden vereisten Ski-Aufstiegs-Spur legst du am besten deine eigene Splitboard-Spur daneben.
- Die große Schwäche der Splitboard-Skier ist Spitzkehrengelände und Querungen. Warum?
- Du bekommst keinen Druck auf die Kanten. Eingestiegen bin ich mit dem System von Voilé mit Slider Tracks. Auf diese Tracks habe ich meine normale Snowboardbindung geschraubt. Ein Jahr später versprachen die Online-Shops eine wesentliche Verbesserung mit neuen Produkten. Also habe ich aufgerüstet: Voilé Light Rail Bindung. Die Bindung erforderte gleich die Verwendung neuer Harscheisen und auch ein paar andere Teile des Voilé-Systems mussten getauscht werden. Macht natürlich auch ein paar Euro obendrauf (ist bei Voilé also fast wie bei Microsoft – der Nachfolger ist mit dem Vorgänger nicht mehr kompatibel). Um auf Nummer sicher zu gehen, habe ich gleich noch die Voilé Touringriser hinzugenommen und in meinem gnadenlosen Kauf- und Perfektionswahn noch den Spark Deeluxe Splitboardschuh erworben. Weil der Schuh recht steif ist, dachten der Hersteller (und ich), dass damit der Kantendruck noch besser wird. Ich mir also all das Zeug gekauft und festgestellt: ja es ist besser, aber irgendwie ähnlich blöd wie vor der Investition. Außerdem beginnt mein luxuriöser Spark Deeluxe Splitboardschuh nach nur 15 Touren seine Sohle zu verlieren und ein Clip ist auch schon verschwunden. Xavier de la Rue – für dieses Produkt (mit dem stolzen Preis) solltest du dich schämen!
Mittlerweile gibt es ein System, das eine Dynafit-Tourenski-Bindung plus Hardboots verwendet. Die Verbindung der Splitboardhälften ist dann auch anders geregelt (logisch, nur mit vielen unterschiedlichen Systemen, von denen keines mit dem anderen kompatibel ist, ja bei denen nicht mal das Vorgängermodell mit dem Nachfolger kompatibel ist, lässt sich ordentlich Geld scheffeln). Ich gebe zu – ich habe mit diesem System geliebäugelt. Aber beim Durchrechnen der „Umrüstung“ habe ich bei der magischen Tausend-Euro-Grenze aufgehört, weiter zu addieren. Aber du mit deinem gutbezahlten Vollzeitjob… ;-) Ich warte erstmal, wie sich das mit der Klimaerwärmung weiter verhält und ob sich Investitionen in ein Wintersportgerät überhaupt noch lohnen (ich bin der Meinung: nein. Deswegen werden erst die Wintersportgerätehersteller und dann die Skigebiete eingehen, womit die Alpentäler endlich entvölkert werden und die Wildnis zurückkehrt und so – aber das ist eine ganz andere Geschichte, ich schweife ab). - Weil du keinen Druck auf die Kanten bekommst, rutscht du, ehe du dich versiehst, den Hang hinab. Gefährlich und sehr peinlich, das kann ich dir versichern. Denn mal so schnell auf die Kanten gehen und anhalten ist dann nämlich auch nicht mehr. Besonders oft tritt dieses Phänomen auf, wenn die bereits bestehende Ski-Aufstiegs-Spur gut ausgetreten ist. Dann ziehe dir besser sofort Harscheisen auf. Um die Voilé-Harscheisen aufzuziehen, musst du aber eine Weile montieren, die Pins wechseln und ich musste sogar am Anfang ein bisschen rumschleifen, damit ich die Harscheisen überhaupt unter meine Bindung bekomme. Klingt für dich, als wäre ich für den Hersteller Voilé der Produkttester gewesen (der das Produkt allerdings teuer bezahlt hat) – da sage ich: siehe oben! Ein Nachteil der Harscheisen: Steighilfe ist dann nicht mehr…
Ich mache es jedenfalls so: hat es frisch geschneit oder ist die Tour eher flach oder hat lange Talhatscher fahre ich erstmal ohne Harscheisen los. Gegebenenfalls muss ich dann zwischendurch umbauen, dann sprinte ich voraus, baue um und in der Zwischenzeit hat meine Tourenski fahrende Begleiterin aufgeschlossen. Konditionsreserven vorteilhaft. Hat es lange nicht geschneit, ziehe ich die Harscheisen bei Modetouren (ich gehe nur Modetouren) gleich am Start schon auf. Damit gleitet der Ski natürlich vorwärts fast nicht mehr und man kommt sich vor wie ein Schneeschuhgeher. Aber besser Kräfte im Aufstieg vergeuden, als vor allen anderen hilflos den Hang runterrutschen. Glaube mir: da würdest du dich am liebsten wegzaubern. Wenn du denkst, so oder so: perfekt – dann hast du dich geschnitten. Es gibt auch Schneeoberflächen, da helfen dir deine Voilé-Harscheisen gar nichts mehr, denn sie sind einfach zu kurz und greifen nicht. Beispiel? Eine vereiste Spur in einem steilen Hang am Morgen, die von ein paar Abfahrtsspuren oder Schneeschuhstapfern des Vortages gekreuzt wurde. Meist reicht aber auch schon der von den Abfahrern am Nachmittag des Vortages auf die Spur gespritzte Schnee, der nun natürlich eine feine eisige Unebenheit auf der Spur formt. Da kannst du dich trotz Harscheisen in echte Gefahren bringen. Tipp: sei nicht feige, zieh‘ die Ski aus und schleppe dich zu Fuß weiter. Jeder steile Hang hat ein Ende ;-). - Nicht jede Spitzkehre gelingt mir, trotz Kick und so. Zu meinem vermeintlichen Unvermögen gesellen sich die langen, schwuppigen Latten und der fehlende Kantendruck.
- Im richtig steilen Gelände vergiss die Harscheisen (auf die Kanten kannst du dich ja ohnehin nicht verlassen) – zieh die Skier aus, hänge sie dir an deinen Rucksack und gehe zu Fuß weiter – auch wenn dich die Skitourler deswegen blöd angucken, während sie lässig ihre Kanten in den Schnee schneiden. Ich bin neidisch? Ja, in solchen Situationen schon…
- Wenn Handwerkeln für dich immer der Horror war – als Splitboarder wirst du zwangsläufig zum Baumarktbesucher. Einen Schraubendreher sowie passende Muttern- und Inbusschlüssel solltest du sowieso dabei haben. Dazu noch ein paar lange Kabelbinder (wenn dir mal wieder ein Clip deiner innovativen, US-patentierten Section-Control-Lacing deines Spark Deeluxe Splitboardschuhs abhanden kommt oder eine Ratsche deiner Bindung streikt). Ganz neu entdeckt habe ich jetzt Nigrin Schrauben-Sicherung. Mir geht es nämlich gerade tierisch auf den Geist, dass sich die Schrauben des Aufsatzes ständig lockern, an den die Bindung gepint wird (Voilé Touring Bracket). Letztens habe ich während 3 Stunden Aufstieg siebenmal den Schraubendreher zücken müssen, damit ich den Aufsatz nicht ganz verliere (was gleichzeitig das Ende des Aufstiegs bedeutet hätte) – nervig. Und nach meiner Erfahrung hilft das Sicherungsgel. Und falls nicht: ich habe mittlerweile auch ein Sammelsurium von Schrauben und Muttern mit auf Tour. Für die Voilé Light Rail Bindung gibt’s auch ein Backcountry Kit, das jedes Teil, was verlorengehen kann, leider nur einmal enthält. Aber wenn ich mal ans Ende der Welt fliegen sollte, um dort ein paar Splitboardtouren zu machen, sei gewiss: ich würde wirklich jedes Teil doppelt mitschleppen ;-) und dazu noch ein Snowboard und ein paar Schneeschuhe, denn man kann nie wissen.
- Waren wir gerade bei Schwächen? Spitzkehrengelände und Traversen hatte ich bereits, da fällt mir noch die Ski-Abfahrt ein. Besonders im kupierten Gelände oder auf Graten geht’s im Aufstieg manchmal auch kurz bergab. Diese Bergabstrecken sind meist zu kurz, um das Splitboard vom Ski- in den Snowboardmodus umzubauen (kann man machen, ist aber ein echter Zeitfresser). Also fahre ich kurze Abfahrten im Ski-Modus runter – bisher habe ich mich dabei noch nicht verletzt (toi, toi, toi), mich des Öfteren aber schon gelegt. Denn außer im unverspurten Tiefschnee sind die Splitboardski nicht lenk- und bremsbar. Und ich kann mich noch gut an eine seicht abfallende Forststraße im Frühjahr erinnern, auf der mir plötzlich ein aperes Stück immer näher kam… Ach, und komm nicht auf die Idee mit Harscheisen bergab zu fahren. Denn das bremst und du machst dann gewöhnlich einen Kopfsprung. Prost!
- Meine Bindung hat eine Aufstiegshilfe (Voilé Climbing Heels). Finde ich sehr praktisch. Ich schaue zwar immer etwas neidisch auf meine Skitourenbegleiter, wie sie mit dem Skistock ganz locker die Aufstiegshilfe zu- und abschalten, denn mit dem Stock bekomme ich das nicht hin, Handarbeit ist hingegen gefragt ;-(. Aber, das ist eher ein zu vernachlässigendes Übelchen.
B 2) Die Abfahrt
Mein Board, das Venture Storm Splitboard, nenne ich liebevoll: „Mein kleiner Panzer“. Warum? Während sich mein normales Pisten-Snowboard fluffig leicht über die Piste windet, bügelt mein Splitboard gnadenlos alles weg, was sich ihm in den Weg stellt – so kommt es mir jedenfalls immer dann vor, wenn ich einen von Spuren zerfurchten Hang hinabrausche. Die zwei Stahlkanten in der Mitte des Bretts mögen für diese gefühlte Steifigkeit wohl hauptsächlich verantwortlich sein.
Macht das Spaß? Ja! Man kann das Board genauso gut mit den Füßen steuern, wie ein normales Snowboard. Bei Firn und Pulver einfach ein Traum! (Ausrufezeichen), bei durchgeackertem Untergrund hält sich die Freude etwas in Grenzen, aber das geht dem Skifahrer nicht anders. Und auch, wenn mancher etwas kritisch blinzelt – die Verbindungen der beiden Ski zu einem Brett waren bisher noch nie ein Problem – halten und wackeln nicht.
Entgegen den Unkenrufen mancher allwissender Skifahrer, die ihr Wissen aus irgendwelchen stümperhaften Kurzartikeln geschrieben von Pseudosplitboardfahrern haben, habe ich bisher noch nie ein Problem gehabt, meine Ski wieder zu einem Brett zusammenzusetzen. Gegen Eis auf den Verbindungsteilen hilft entweder der Fingernagel oder der Schraubendreher (du siehst, ein vielseitiges Instrument). Einen Satz kalte Finger oder mal einen Schnitt in der Hand (besonders wenn die Kanten noch schön scharf sind) halte ich für unerwähnenswerte Kollateralschäden.
Auf jeden Fall solltest du dir die Abfahrt genau anschauen. Wo muss ich Gas geben, damit ich es noch über einen Hügel schaffe? Welchen Graben sollte ich unbedingt umfahren? Denn nichts ist schlimmer, als in der Abfahrt festzustellen: Upps, ich bleib‘ gleich stehen. Im Tiefschnee trifft‘s dich voll. Dann kannst du dich entweder zu Fuß wühlend weiter quälen bis zu nächsten Anhöhe, von der du wieder in Fahrt kommen kannst, oder du darfst umbauen und auffellen und das ist ja schon etwas zeitaufwändiger.
Bei Abfahrten mit Flachstücken empfehle ich dir dringend, dich gleich mit einem Stock zu bewaffnen. Man glaubt gar nicht, was man alles wegschieben kann.
Im Vergleich zum Skifahrer spielt man als Split- und Snowboarder allerdings auch in der Abfahrt manchmal den Behinderten. Unschön finde ich persönlich schmale abgekratzte (Wald-)Wege. Denn kommt dir da mal jemand entgegen… – mein 1Meter81 „Panzer“ braucht eben so seinen Platz, um anzuhalten, und das scheinen viele nicht zu ahnen, zumal nicht jeder Waldweg auf diese Breite genormt ist…
Wenn deine Abfahrt mit ein paar Flachstücken oder Gegenanstiegen gesegnet ist, gibt es kein Allround-Heilmittel. Manchmal macht Umbauen und Auffellen Sinn, manchmal gibt dir deine Skibegleitung vielleicht einen Stups oder zieht dich ein Stück.
Zum Schluss aber noch etwas Positives:
Auf flachen, durchgespurten Forststraßen mit gelegentlichen Abfahrtsteilen bleibe ich im Snowboard-Modus, vorderer Fuß in der Bindung, der hintere schiebt an, dazu noch ein Stock in den Händen zum Schieben. Ist echtes Work-Out und am nächsten Tag wird dich der Muskelkater quälen, aber so hängt dich zumindest kein Skifahrer ab, besonders berghoch nicht… ;-)
C) Abgang
Wenn du jetzt das Gefühl hast, ich wollte dir das mit dem Splitboard ausreden, bitte ich dich, mir das zu verzeihen. Splitboarden ist cool, den Hang hinabzusurfen ist Hammer und ich werde es energisch weiter betreiben (und vielleicht auch mal auf diese Dynafit-Hardboot-Geschichte umrüsten). Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass nicht alles so goldig ist, wie es manche Shopseite und mancher Hersteller trompetet und dass man in jedem Fall eine Art Freude am Leiden mitbringen sollte. Ist ja auch eine Herausforderung, das Leiden.
Und als Insider-Tipp abschließend: wenn du mit Skitourengehern unterwegs sein willst, suche dir immer ein paar Schwächere aus. Dann lässt sich die Zeit leichter herausarbeiten, die du für’s Umbauen brauchst, oder um mal was festzuschrauben oder um diese verdammte Fünf-Meter-Aufstiegsabfahrt hinzubekommen, ohne dass dein Mitleid erregendes Geeier jemand sieht. Glaube mir, sonst wirst du dir immer vorkommen wie der Blödeste am Berg und das ist ganz schlecht fürs Splitboarder-Selbstbewusstsein … ;-)
Split heil ;-)! (Und jetzt sponsert mir endlich ein paar Hardboots und diese Dynafit-Bindung plus Adapter, ich will‘s wissen!)
PS.: Es gibt übrigens immer Skifahrer, die meinen, dir als Snow-/ Splitboarder bei der Abfahrt würde doch das zweite Brettel fehlen und die dann auch nicht die Klappe halten können, sondern vor dir ihrer gesamten Skigruppe erklären müssen, wie deppert doch diese Snowboarder sind (und das für fesche Buben sie natürlich abgeben). Dagegen kann ich dir nur einen Tipp geben: trink‘ keinen Kaffee am Morgen, dann kannst du (hoffentlich) über arrogante Mitmenschen lachen. Und außerdem: wer Kurzschwung an Kurzschwung reiht, wird nie erfahren, wie schön es sich doch auf dem Schnee surfen lässt. Mit nur einem Brett natürlich :-) !